Stadtwappen Kelkheim Kelkheim (Taunus)

Rettershof

Geschichte zum Rettershof

Ein besonderes Juwel in Kelkheim (Taunus) ist der Rettershof, idyllisch inmitten von Wald, Wiesen und Feldern zwischen Fischbach und Schneidhain im Talgrund des Retterser Baches gelegen.

Der Hof ging aus einem im Jahr 1146 gegründeten Prämonstratenserklosters mit Mönchen und Nonnen hervor. Seit etwa 1200 war es ein reines Frauenkloster. Die meisten Nonnen waren Töchter aus dem so genannten niederen Adel, die sich hier der Seelsorge, der Krankenpflege und der Armenfürsorge widmeten. Im Jahre 1559 kam es zur Aufhebung des Klosters durch den lutherischen Landesherrn Graf Ludwig von Stolberg-Königstein. Kurz darauf wurde es in ein landesherrschaftliches Domänengut umgewandelt. Zahlreiche Gutsherren bewirtschafteten danach das Hofgut. Das Klostergebäude und die kleine Klosterkirche, die früher an der Stelle des heutigen Reitplatzes stand, wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Der Engländer Frederik Arnold Rodewald erwarb im Jahre 1884 das Hofgut. Er löste das landesherrschaftliche Erbleihrecht ab und ließ ein Herrenhaus auf einer Anhöhe über dem Hofgebäude im englischen Tudorstil für seine Tochter Alice und ihren Ehemann Oskar Freiherr von Dieskau erbauen. Das Wappen des Freiherrn von Dieskau und Allianzwappen der folgenden Eigentümer, Friedrich Freiherr von Vincke mit Ehefrau Sibylle Prinzessin von Hessen (1903-1924) wurden an der südlichen Außenwand des Schlosshotels angebracht.

Das Herrenhaus ist in seiner Art ein einmaliges Bauwerk im Main-Taunus-Kreis. Auf Grund seiner stattlichen Bauform, seinem vielgestaltigen Baukörper mit reicher Dachlandschaft, Giebeln, Erkern und dem turmartigen Aufbau sowie seinen architektonischen Details wie in Sandstein gehauene Wappensteine, ornamentierte Sturz- und Brüstungsfelder, Simse und Zinnenkränze und der Vielfalt der Baumaterialien aus Sandstein und Mammolshainer Bruchstein kommt ihm eine besondere Bedeutung zu.

Von dem alten Klostergebäude ist heute kaum mehr etwas vorhanden. Die einzigen sichtbaren Zeugnisse sind Bruchstücke einiger Architekturteile aus Basaltschlacke. Diese sind in der Umfassungsmauer der einstigen Dungstätte in der Mitte des Hofes eingemauert. Heute enthält das Hofgut neben Wohngebäuden vor allem die Pferdeställe des Reitstalles Rettershof. Die Gebäude sind mit launigen Sprüchen geschmückt. Jagdtrophäen des ehemaligen Besitzers Felix von Richter-Rettershof schmücken ebenfalls die Wände. Da nur wenige Reste des Klosters und des alten Hofgutes vorhanden waren, gestaltete die Familie von Richter in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts das Hofgut in einem historisierenden Stil. Im Kunst- und Antiquitätenhandel erwarben sie Kreuze, Wappensteine, Ofenplatten, Marmorvasen, Nepomuk- und Heiligenfiguren sowie andere alte Stücke und verschönerten damit ihren Besitz.

Den Torbau ,,mit Haubendachreiter", ziert ein die volle Breite einnehmendes Wandbild , mit einer Ansicht des Klosters, nach einer Karte von 5192, unterbrochen von einer gotischen Maßwerkbrüstung. Auch schmücken Teile eines Kreuzweges mit der Darstellung der Leiden Jesu, Kruzifixe, alte Ofenplatten und schöne Wappensteine den Torbau. Ein besonderes Prunkstück ist das schmiedeeiserne Torgitter mit acht Wappen aus dem Jahre 1932.

Im Jahre 1938 erbaute die Familie von Richter-Rettershof das Café-Restaurant "Zum Fröhlichen Landmann", um dort die Produkte des Gutsbetriebes, wie Milch, Eier, Fleisch und Obst besser zu vermarkten.

Als der Rettershof 1980 zum Verkauf stand, drohte die Aufteilung des herrschaftlichen Besitzes. Große Verdienste um den Rettershof hat sich der frühere Bürgermeister Dr. Winfried Stephan erworben. Er konnte die politischen Gremien vom Ankauf und der Sanierung des Hofgutes überzeugen. Für 4,5 Millionen Euro erwarb die Stadt Kelkheim (Taunus) die 110 Hektar Land mit Wäldern und allen Gebäuden. Bis heute sind weitere acht Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen aufgewendet worden. Die Rettershof GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Kelkheim (Taunus). Dr. Winfried Stephan, der frühere Kelkheimer Bürgermeister und Hans-Dieter Schirrmacher, Erster Stadtrat a.D., kümmerten sich zwanzig Jahre um die Belange des Anwesens. Unterstützt wurden sie in ihrer Pionierarbeit von dem Aufsichtsratsvorsitzenden und langjährigen Stadtrat Othmar Nicolaus. So wurden innerhalb der ersten fünf Jahre umfangreiche Sanierungen und Ausbauten an den vorhandenen Gebäuden vorgenommen. An das Schloss wurde ein Hotel-Bettentrakt mit 35 Zimmern und 69 Betten angebaut. Die Verbindung vom Schloss führt durch einen Glaskuppelgang. Damit wurden Auflagen des Denkmalschutzes berücksichtigt. Das Café-Restaurant "Zum Fröhlichen Landmann" entstand nahezu neu.

Mit dem nun schon traditionellen "Kultursommer auf dem Rettershof" bietet die Stadt Kelkheim (Taunus) seit 1997 in dem einzigartigen Ambiente des Rettereshofes eine kulturelle Vielfalt, die für alle Stilrichtungen etwas bereit hält. Höhepunkte sind das Rheingau Musikfestival, der Tag des Liedes und das Erntedankfest.

Eine weitere Besonderheit ist die "Rettershofer Apfel-Perle". Die die Region prägenden Streuobstwiesen liefern mit ihren verschiedenen Apfelsorten die Basis für den in Handarbeit hergestellten Apfel-Schaumwein. Der dafür erforderliche Apfelwein wird in dem wieder hergestellten alten Kelterhaus des Rettershofes gewonnen. Bereits im Oktober 1945 wurde vom Landesernährungsamt Groß-Hessen die Genehmigung zur Errichtung einer Verschlussbrennerei auf dem Rettershof erteilt. 1948 ging die Anlage in Betrieb. Die historische Anlage war viele Jahre stillgelegt. Sie wurde in unzähligen Arbeitsstunden instand gesetzt. Im Frühjahr 2003 wurde sie wieder in Betrieb genommen. Seitdem lagert der erste "Retterser Geist" zur Reifung in den Fässern. Vier Hektoliter Branntwein können pro Jahr hergestellt werden.

Im Jahre 2000 wurde die neue Reithalle mit modernsten Anlagen wie Boxen für 45 Pferde mit Paddock und einem Pferdesolarium errichtet. Für den Reitbetrieb steht weiterhin ein Außendressurplatz und ein Springplatz zur Verfügung. Die Tierarztpraxis vervollständigt das Angebot für die Reiterinnen und Reiter.

Das in einem Gehege des Kleintierzucht Vereines Fischbachtal gehaltene Federvieh ist der "kleine Zoo" des Rettershofes und die besondere Attraktion für die kleinen Gäste. Der dazugehörige "Pfau und seine Frau" sind die Stars der Menagerie.

Sieben ausgeschilderte Wanderwege zwischen zwei und 13 Kilometern Länge gibt es rund um den Rettershof. Durch Wald und Flur, mit herrlichen Ausblicken auf Fischbach, Ruppertshain und Kelkheim, zusätzlich mit der Kulisse von Staufen, Rossert und Atzelberg ist der kurze Spaziergang bis hin zur Wanderung möglich.

Rund 58 Hektar der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt und das soll auch so bleiben. Von dem Bau eines Golfplatzes auf dem Gelände wurde abgerückt. Der Aufsichtsrat, mit dem Vorsitzenden Alfred P. Keller, setzt alles daran, die großbäuerliche Struktur des Hofgutes, die Tradition des Reiterhofes, das Ensemble in seiner Gesamtheit und die unvergleichlich Landschaft zu erhalten.

Für den Geschäftsführer der Rettershof GmbH, Bürgermeister Thomas Horn, ist der Rettershof die gelungene Symbiose zwischen Ökonomie und Ökologie.

Der Rettershof ist ein beschaulicher Ort, der zum Innehalten und Verweilen einlädt.


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